Biowärme für Freibad und Kliniken

Die Waage läuft schon. Die erste Maisernte ist seit Herbst vergangenen Jahres eingelagert. Nur die Biogasanlage steht noch nicht. Doch hinter dem Giesener Kaliberg wird derzeit kräftig gebaggert, um die Fundamente für das Bauwerk vorzubereiten, die spätestens im November in Betrieb gehen soll.

Im Schatten des Giesener Kalibergs wächst neue Anlage langsam heran

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 07.04.11) Giesen. Die Waage läuft schon. Die erste Maisernte ist seit Herbst vergangenen Jahres eingelagert. Nur die Biogasanlage steht noch nicht. Doch hinter dem Giesener Kaliberg wird derzeit kräftig gebaggert, um die Fundamente für das Bauwerk vorzubereiten, die spätestens im November in Betrieb gehen soll.

"Wir wollten eigentlich schon im August starten", sagt ClemensEngelke.Aber der lange Winter hat den Betreibern einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Betrieben wird die neue Biogasanlage von der Bionenergie Giesen GmbH. Dahinter stehen 17 Landwirte aus der umliegenden Region, also Rössing, Giften, Ahrbergen, Giesen und Barnten. Und als Mehrheitseigner ein Partner aus Hannover: die Enercity Contracting GmbH, eine Tochter der Stadtwerke Hannover. "Deren Portfolio hat uns vor gut drei Jahren am meisten überzeugt", sagt Engelke.

Portfolio, Contracting – wenn Landwirte wie Engelke über Bioenergie sprechen, sprudeln sie Worte und Fachbegriffe, die sich kaum im deutschen Duden nachschlagen lassen. Doch die Welt des Bauern hat sich rapide in Richtung Agrarmanager gewandelt.

Also rechnet Engelke seinen Ernteertrag nicht mehr schlicht in Tonnen, sondern in Kilowattstunden aus. Maissilage oder Tritikale sind für ihn pflanzliche Wertstoffe, die sich in Energie verwandeln lassen. GPS heißt das, oder besser Ganzpflanzensilage. Und hinter dem Terminus Tritikale verbirgt sich nichts anderes als spezielle Züchtung von Roggen und Weizen, die auch als Futterpflanze für Schweinemastanlagen längst auf den Äckern heranreifen.

Sechs Millionen Euro investiert die neue Biogas-Betreibergesellschaft. Zwei Millionen allein in das technische Herzstück, eine Gasreinigungsanlage, die hochwertiges Methangas erzeugt, das künftig als Wärmeenergieträger durch die bereits für das Kali-und-Salz-Werk in der Erde liegenden Gasleitungen in den Verteiler der Enercity ContractingGmbH fließen soll.

Doch bevor es Methangas gibt, müssen die Landwirte erst die Tierwelt in Gang setzen, in Form von Mikroorganismen: Bakterienkulturen zersetzen die Pflanzensilage und geben als Abfallprodukt eine Mixtur aus Kohlendioxid und Methan frei, die in der Reinigungsanlage über einen Katalysator getrennt werden sollen. "Bakterienpupse also", schmunzelt Engelke, der ebenso schnell mit Fachtermini herumhantiert wie mit anschaulichen Vergleichen für die anspruchsvolle Technik. Das Abfallprodukt CO2 mit einem Anteil von rund 50 Prozent, Kohlendioxid also, wird in die Atmosphäre abgegeben, sagt Engelke: "Das ist aber nicht mit Kohlekraftwerken vergleichbar, wir geben nur das frei, was die Natur zuvor aufgenommen hat."

In den nächsten Jahren dient die Wärmeenergie dazu, Krankenhäuser in Hannover oder das Freizeitbad in Laatzen zu heizen. Oder sich wieder in Strom zu verwandeln. "Das klingt zwar paradox", sagt Engelke, "aber im Grunde genommen ist das nur Energie." 30 Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr wird die Anlage in Giesen produzieren, genügend, um 1000 Einfamilienhäuser zu versorgen.

Oder später vielleicht sogar die Bergbauanlage nebenan, wenn K+S tatsächlich den Kaliabbau wieder in Gang setzt. "Das ist Zukunftsmusik", freut sich Engelke, "aber unsere Verträge sichern uns auch so schon wirtschaftlich ausreichend ab."

Rund um die neue Anlage wird ein knapp zwei Meter hoher Wall errichtet. Aus sicherheitstechnischen Gründen, falls es jemals dazu kommen sollte, dass einer der beiden Silagetanks leckt. "Die gesetzlichen Auflagen unterliegen ebenso wie die Anlagentechnik einem steten Wandel", sagt Engelke.

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