EVI geht auf Distanz zu Kohlekraftwerk

Beim geplanten Steinkohlekraftwerk in Brunsbüttel gibt es Differenzen zwischen der EVI und dem planenden Unternehmen Südweststrom. EVI-Geschäftsführer Michael Bosse- Arbogast rückte gestern erstmals von dem Brunsbüttel-Projekt ab.

Zwist mit Südweststrom: Gilt zweijähriges Moratorium?

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 07.12.10) Hildesheim. Beim geplanten Steinkohlekraftwerk in Brunsbüttel gibt es Differenzen zwischen der EVI und dem planenden Unternehmen Südweststrom.

EVI-Geschäftsführer Michael Bosse- Arbogast rückte gestern erstmals von dem Brunsbüttel-Projekt ab. "Nach meiner Einschätzung wird dort nicht mehr gebaut", sagte er auf Nachfrage dieser Zeitung. Er verwies auf die "wirtschaftlichen Rahmenbedingungen". Das Kraftwerk wird offenbar unprofitabel, weil die Laufzeitverlängerung große Mengen billigen Atomstroms bringt.

Bei Südweststrom in Tübingen hofft man jedoch weiterhin auf den Baubeginn. Für Anfang des Jahres erwarte sie die erste Teilerrichtungs-Genehmigung, sagte Geschäftsführerin Bettina Morlok. Damit sei ein entscheidender Schritt getan, weil dafür die Umweltverträglichkeit geprüft werde. "Wir stehen weiter hinter dem Projekt, weil es umweltfreundlicher ist als die fossilen Altkraftwerke", bekräftigte Morlok.

Am Freitag hatten sich in Stuttgart die Gesellschafter für das Brunsbüttel-Projekt beraten, darunter auch ein Vertreter der EVI. Über die Ergebnisse gibt es nun unterschiedliche Darstellungen. Die EVI berichtet, der Bau sei "auf Eis gelegt". Die Gesellschafterversammlung habe beschlossen, die Bau-Entscheidung um zwei Jahre aufzuschieben. Dieses "Moratorium" schreibt sich die EVI auf ihre Fahnen. Nach seiner Auffassung, so Bosse- Arbogast, habe es keinen anderen Beschluss geben können: "Deshalb haben wir uns im Kreise der etwa 40 kommunalen Gesellschafter auch für dieses Moratorium starkgemacht."

In Tübingen hingegen will man von einem zweijährigen Moratorium nichts wissen. Vor dem Baubeginn müssten zwar noch einige Fragen geklärt werden, etwa der Kaufpreis, die Finanzierung und die Auswirkungen des Energiekonzepts der Bundesregierung. Dann könne man aber entscheiden. "Das kann in einem halben Jahr sein oder in einem ganzen Jahr", sagte Südweststrom-Chefin Morlok. Die ebenfalls an dem Projekt beteiligten Stadtwerke Bad Salzdetfurth wollten sich gestern nicht äußern.

Dass die EVI verbal auf Distanz geht, reicht der Aktivisten-Gruppe "Klima- Piraten" nicht. Sie fordern, dass die Stadtwerke-Tochter aus dem Projekt aussteigt und ihre Einlagen von 280 000 Euro abschreibt.

"Nur das bringt das Kraftwerk sicher zu Fall", sagte Klima-Piratin Julia Huscher. EVI-Chef Bosse-Arbogast lehnt den Ausstieg ab, bringt für Südweststrom aber "andere Projekte" in Spiel: Immerhin erzeuge das Unternehmen schon jetzt auch regenerativen Strom.

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