forsa-Umfrage: Wozu das Theater? Weil es die Bürger wollen

82 Prozent der Bürger haben bei der forsa-Umfrage für die HAZ erklärt, die Stadt brauche das Theater. Nur 16 Prozent können sich Hildesheim ohne das TfN vorstellen, die übrigen vier Prozent haben keine Meinung.

30.08.11 –

Acht von zehn Hildesheimern finden das TfN unverzichtbar / Bei den Frauen ist das Haus noch beliebter als bei Männern

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 30.08.11) Hildesheim. Es war nur eine Idee. Und längst verworfen, als sie an die Öffentlichkeit gelangte. Doch die Überlegung des Rathauses, das Theater für Niedersachsen (TfN) könnte vielleicht eine halbe Million Euro zur städischen Spar-Kur beisteuern, löste einen Sturm der Entrüstung aus. Im Theater selbst, wo 270 Mitarbeiter einmal mehr um ihre Zukunft bangten. Doch auch das Publikum reagierte erschrocken: Binnen weniger Tage setzten sich 3500 Menschen mit ihrer Unterschrift für den Erhalt des TfN ein. Weitere 2000 unterstützten eine Initiative im Internet, die ganz generell gegen die Zerschlagung der Kultur durch den geplanten Entschuldungsvertrag mit dem Land auf die Barrikaden ging.

Tatsächlich gehört das TfN zu den wenigen Einrichtungen in der Stadt, die nun nichtunter dem 39-Millionen-Euro-Sparpaket leiden müssen. Erst jüngst wetterte ein Ratsherr aus einem Hildesheimer Ortsteil in einer Ausschusssitzung über die "heilige Kuh", die unter besonderem Schutz stehe. Rein materiell betrachtet gibt es bei Indentant Jörg Gade und seinem Ensemble einiges zu holen: 3,2 Millionen Euro im Jahr lässt sich allein die Stadt das Theater kosten. Wäre es denn wirklich so schlimm, wenn Hildesheim in Zukunft ohne das TfN da stünde?

Das wäre es allerdings, findet eine überwältigende Mehrheit der Hildesheimer: Sage und schreibe 82 Prozent der Bürger haben bei der forsa-Umfrage für die HAZ erklärt, die Stadt brauche das Theater. Nur 16 Prozent können sich Hildesheim ohne das TfN vorstellen, die übrigen vier Prozent haben keine Meinung. Zum Vergleich: Als sich die HAZ in der ersten forsa- Runde im Frühjahr nach der Beliebtheit des Jo-Bades erkundigte, sprachen sich 87 Prozent für dessen Erhalt aus – was zeigt, dass das Theater fast genauso beliebt ist.

Dabei spielt das Alter der Befragten keine Rolle: Ob bei den 18- bis 29-Jährigen, den 30- bis 44-Jährigen oder den 45- bis 60-Jährigen: In jeder Gruppe liegt die Rückendeckung für das TfN bei mehr als 80 Prozent. Leichte Unterschiede gibt es nur beim Blick auf die Geschlechter: Bei den Männern halten "nur" 77 Prozent das Theater für unverzichtbar, bei den Frauen sind es dagegen 86 Prozent. Die Bildung der Befragten ist kaum von Bedeutung: Von den befragten Hautpschul-Absolventen stehen 77 Prozent zum Theater, unter den Abiturienten und Hochschulabsolventen sind es 80 Prozent. Von den Bürgern mit Mittlerer Reife finden sogar 88 Prozent, Hildesheim brauche das TfN.

Auch in den politischen Lagern gehen die Meinungen kaum auseinander: Unter den SPD-Anhängern möchten 82 Prozent nicht auf das Kulturhaus verzichten, bei den Christdemokraten sind es 85 Prozent. Nur die Grünen-Anhänger tanzen mit 79 Prozent leicht aus der Reihe.

Unterm Strich steht also viel Zuspruch für Jörg Gades Truppe. Ausruhen können sich die Künstler darauf indes nicht. Zwar hat Spaßvogel Karl Valentin mit seinem Hinweis recht, Prognosen seien immer schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Doch die nächste Sparrunde der öffentlichen Hand bekommt bestimmt – und mit ihr vielleicht auch das nächste Zittern für das TfN-Ensemble.

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