Ein Markt für "Bio" und Regionales?

Lebensmittel-Debatte: Harsumer Initiative will Verbrauchern beim Umdenken helfenGeht es nach der überparteilichen Gruppe "Harsum 2100", kehrt bald munteres Leben auf dem Gelände am Feuerwehrhaus am Mahnhof ein, zumindest einmal pro Woche. Die Gruppe arbeitet daran, in Harsum wieder einen Wochenmarkt zu installieren. Ortsrat und Gemeindeverwaltung haben bereits Zustimmung signalisiert.

17.01.11 –

Lebensmittel-Debatte: Harsumer Initiative will Verbrauchern beim Umdenken helfen

(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 17.01.11) Harsum. Der Platz am Feuerwehrhaus am Mahnhof bietet derzeit einen eher trostlosen Anblick. Neben dem neuen Anbau liegt Sperrmüll, auf der matschigen Fläche selbst lagert Baumaterial, der Spielplatz wirkt verkümmert, und der Container-Standplatz ist genauso wenig ansehnlich wie alle Einrichtungen dieser Art. Doch bald will die Gemeinde Harsum aufräumen lassen. Und geht es nach der überparteilichen Gruppe "Harsum 2100", kehrt bald munteres Leben auf dem Gelände ein, zumindest einmal pro Woche. Die Gruppe arbeitet daran, in Harsum wieder einen Wochenmarkt zu installieren. Ortsrat und Gemeindeverwaltung haben bereits Zustimmung signalisiert. Das Projekt betrifft derzeit nur die Gemeinde, könnte aber ein Modell für andere Kommunen werden.

Dabei haben die Initiatoren um Elisabeth van der Zande, Jürgen Tafel, Reinhard Wirries, Nina und Volker Lipecki, Jürgen Sander und Helmut Mock einen Verbündeten bekommen, den sie sich eigentlich gar nicht gewünscht haben: den Dioxin-Skandal. Denn die engagierten Harsumer wälzen ihre Pläne bereits seit Monaten. Ziel ist es vor allem, regionale Erzeugnisse und Bio-Lebensmittel anzubieten. Ein Bereich, der sich in den vergangenen Jahren bereits steigenden Verbraucher-Interesses erfreute. Doch selten machten sich so viele Bürger Gedanken um die Herkunft ihrer Lebensmittel wie seit Beginn der aktuellen Krise.

"Die Wochenmarkt-Idee wurde schon im Ortsrat entwickelt", erklärt Reinhard Wirries, der dort für die CDU sitzt. "Doch dann ist das etwas eingeschlafen. Unsere Gruppe hat jetzt angeboten, sich darum zu kümmern und Ortsrat und Gemeinde zu unterstützen." Die Voraussetzungen wie Strom- und Wasseranschlüsse sowie sanitäre Anlagen seien im Feuerwehrhaus- Anbau inzwischen vorhanden. Erster Markttag könnte im Mai sein.

"Kümmern" hieß unter anderem, dass sich Tafel und Co. zuletzt viele Märkte in der Umgebung anschauten, etwa in Himmelsthür oder Hohenhameln. "Dort funktioniert das seit 30 Jahren, warum soll das bei uns nicht gehen?", will Elisabeth van der Zande Zweiflern gleich vorab den Wind aus den Segeln nehmen. "Es gibt eine Reihe von Anbietern nach Bioland- Standard", hat Tafel dabei festgestellt. Und betont zugleich: "Wir wollen aber keine Harsumer Anbieter rausdrängen." Vielmehr strebe man an, heimische Produzenten und Bio-Bauern von außerhalb Stand an Stand zu stellen. "Heimische Produkte vor Ort anzubieten, ist ja generell sinnvoll, weil Transporte entfallen", sagt Tafel.

"Und die Wertschöpfung bleibt in der Region", merkt Nina Lipecki an. Das sei bei Supermärkten nur eingeschränkt so. Und außerdem: "Die bieten ja auch immer mehr Bio-Produkte an. Wo die herkommen, weiß man aber nicht immer so genau. Auf einem Markt kann man aber direkt mit dem Hersteller sprechen, das schafft Vertrauen." Vielleicht könne die neue Konkurrenz Supermärkte wie Rewe sogar veranlassen, ihr Angebot an regionalen Lebensmitteln weiter auszubauen, hofft Reinhard Wirries. Volker Lipecki sieht in den Plänen einen kleinen Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Umdenken: "Lebensmittel haben ihren Stellenwert verloren, das ist falsch", sagt er. "Das I-Phone darf sonstwas kosten, man muss es haben, aber beim Fleisch guckt man dann auf jeden Cent." Die Aufklärung und Information des Verbrauchers ist auch für Tafel ein wichtiges Anliegen: "In Italien werden Tomaten oft unter völlig menschenunwürdigen Bedingungen geerntet – und wir freuen uns dann über die billige Ware. Ist das richtig?" Elisabeth van der Zande fi ndet: nein. "Aber ändern muss der Verbraucher selbst etwas."

Dabei wollen sich die Harsumer nicht unbedingt aufs Essen beschränken. Der Besuch in Hohenhameln hat Volker Lipecki noch auf andere Ideen gebracht. "Da hat einer Kurzwaren und Knöpfe angeboten ohne Verpackung und nicht als Massenware. Das fehlt doch heute völlig." Außerdem verkehre in der Nachbargemeinde ein kostenloser "Markt- Bus", der Menschen aus den Ortsteilen abhole und auch wieder heimbringe.

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