Zum Thema Busverkehr: Haarscharf vorbei

(LeserInnenbrief in der Hildesheimer Allg. Zeitung, 10.02.09) Ich pendle seit 25 Jahren nach Hannover. Meinen ersten Leserbrief zur fehlenden Kundenorientierung des Busverkehrs in Hildesheim schrieb ich entnervt nach einem Pendlerjahr. Schon damals schaffte es der Stadtverkehr, seinen eigenen Bahnhof abzuhängen: die schlechteste Visitenkarte, die eine Stadt sich ausstellen kann. Nun weiß ich aus der Zeitung, dass mit der neuen S-Bahn alles besser geworden ist. Ich startete, weil ich meinen regulären Zug verpasst hatte, freudig zum ersten(!) Mal abends mit der S-Bahn 4, die sogar eine Minute zu früh ankam, lief zügig zum Bahnhofsvorplatz und… sah die Rücklichter der Linie 101 in die Bahnhofsallee abbiegen. Nacktes Entsetzen bei zehn Grad Kälte. Für Kai Henning Schmidt, den Geschäftsführer des Stadtverkehrs Hildesheim, ist die Verschiebung der Abfahrtzeiten der Linie 101 um wenige Minuten kein Thema, weil dann alle Busse verschoben werden müssen. Ich frage mich, wo ist das Problem, wenn in der gesamten Stadt die Busse drei Minuten später fahren? Der Bahnhof muss die Zentrale sein – nicht die Schuhstraße! Ein Stadtverkehrsbetrieb, der samt seines Geschäftsführers nicht in der Lage ist, die Busse nach den ankommenden und abfahrenden Zügen der Landeshauptstadt zu richten, muss sich nach seinem Qualitätsmanagement fragen lassen. Kundenorientierung? Ganz ganz schlechte Noten! Oder  steckt eine Strategie dahinter: Aushungern? Das Angebot haarscharf am Bedarf vorbei halten und den Nachweis erbringen, dass aufgrund fehlender Fahrgäste der Bedarf gering ist, um die gesteuert wenig ausgelasteten Linien langfristig noch mehr auszudünnen? Vergleichbare andere Städte entwickeln erstklassige Konzepte, ihren Stadtverkehr attraktiv zu machen. Hildesheim konkurriert um die Rote Laterne. Seit 25 Jahren erfolgreich.

MARION OLTHOFF, HILDESHEIM

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