Bürgerinitiative wartete vergeblich auf Umweltminister Gabriel

„Familie zahlt beim Erdkabel pro Jahr nur 16 Cent mehr“ Sie kamen mit Schubkarre, Schaufel und Signalweste: Beim Neujahrsempfang der Stadt Seesen rückten die Mitglieder der Bürgerinitiative „Der Ambergau wehrt sich“ als Bautrupp an, um schon mal symbolisch das Erdkabel zu verlegen.

„Familie zahlt beim Erdkabel pro Jahr nur 16 Cent mehr“

(Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 6.1.09) Kreis Hildesheim. Sie kamen mit Schubkarre, Schaufel und Signalweste: Beim Neujahrsempfang der Stadt Seesen rückten die Mitglieder der Bürgerinitiative „Der Ambergau wehrt sich“ als Bautrupp an, um schon mal symbolisch das Erdkabel zu verlegen.

Ernst wird es hingegen am 28. Januar, wenn der Bundestag über das umstrittene Energieleitungsausbaugesetz (ENLAG) entscheidet. „Bis dahin haben wir viel vor, um noch einiges zu bewirken“, sagte BI-Sprecher Frank Ebbighausen gestern dieser Zeitung. Denn der vorgelegte Gesetzentwurf gefällt den Freileitungsgegnern überhaupt nicht, da lediglich in Teilbereichen eine Erdverkabelung vorgesehen ist. Nach wie vor besteht die BI aber auf einer kompletten Verlegung der 380 000-Volt-Leitung in der Erde, weil alle anderen Alternativen mit Nachteilen für die betroffenen Regionen zwischen Wahle und Mecklar verbunden seien. Beispielsweise die Übergabebauwerke, die nach Auffassung von Ebbighausen durch das „Rein und Raus aus der Erde“ in großer Zahl nötig seien.

Der Gesetzentwurf missfällt der BI aber noch aus einem weiteren Grund. So gehe das ENLAG bei einer Teilverkabelung von der Wechselstromtechnik aus, die gegenüber der Gleichstromübertragung (HGÜ) höhere Energieverluste und Wartungsintervalle verursache.

Ebbighausen beruft sich bei diesen Angaben auf das Energieunternehmen Eon, das vom ursprünglichen Kostenvergleich längst abgerückt sei. Anfangs habe Eon beim Erdkabel mit Mehrkosten in zehnfacher Höhe gerechnet. Jetzt sei dieser Faktor auf unter zwei gerutscht. Frank Ebbighausen: „Die Komplettverkabelung verursacht Herstellungskosten von 700 Millionen Euro, die Teilverkabelung kommt auf 400 Millionen.“ Umgerechnet auf einen Vier-Personen-Haushalt reduziere sich die Mehrbelastung für das Erdkabel auf 16 Cent pro Jahr. Diese Angabe habe auch Staatssekretär Friedrich Otto Ripke aus dem niedersächsischen Landwirtschaftsministerium bestätigt.

Über die Vorteile einer Erdverkabelung wolle die BI die Abgeordneten bis zur Entscheidung Ende Januar informieren. Während die hiesigen Parlamentarier überwiegend für das Erdkabel seien, komme besonders aus den anderen Bundesländern Gegenwind. Nach Auffassung von Ebbighausen ist das kein Wunder: „Wir sind das Transitland für Strom. Die anderen Länder lehnen erhöhte Kosten ab.“

Gern hätte die BI den Neujahrsempfang in Seesen zum Anlass genommen, um noch einmal Bundesumweltminister Sigmar Gabriel in die Pflicht zu nehmen, sich für die Menschen in seinem Wahlkreis einzusetzen. Wegen eines grippalen Infekts hatte Gabriel aber kurzfristig abgesagt. Das war für die BI umso bedauerlicher, da bereits in dieser Woche der von Gabriel ins Leben gerufene Arbeitskreis von Eon, Kommunen und Bürgern tagt, um ein gemeinsames Positionspapier zum neuen Gesetz zu erarbeiten: „Die Unterstützung des Umweltministers wäre da sicherlich hilfreich gewesen, sagte Ebbighausen.

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