Demonstration für eine zerrissene Familie

Rund 150 Menschen haben gestern Nachmittag für die Rückkehr von Gazale Salame und ein Bleiberecht für ihren Mann Ahmed Siala demonstriert.

Abschiebung von Gazale Salame jährt sich zum vierten Mal / Bleiberecht für Ahmed Siala ungewiss

(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 10.02.09) Hildesheim. Rund 150 Menschen haben gestern Nachmittag für die Rückkehr von Gazale Salame und ein Bleiberecht für ihren Mann Ahmed Siala demonstriert.

Am heutigen 10. Februar ist es vier Jahre her, dass die schwangere Gazale Salame und ihre eineinhalb jährige Tochter in die Türkei abgeschoben wurde. Im Jahr 2005 hatte der Fall für Aufsehen gesorgt, und er tut es auch noch im Jahr 2009. Salame lebt mit ihren zwei Kindern immer noch in der Türkei, ihr Mann Ahmed Siala wohnt mit zwei weiteren Töchtern in Schellerten. Die Familie ist auseinander gerissen.

"Ganz unanständig", findet Superintendent Helmut Aßmann den Fall der Familie. "Der ganze Vorgang ist so verdreht und eine Qual." Gemeinsam mit gut 150 Menschen demonstrierte Aßmann gestern Nachmittag vor der Jakobikirche in der Innenstadt für eine Rückkehr Salames. "Es ist eine ganz traurige Geschichte", sagte Aßmann, "aber auch eine ganz besondere, weil der Widerstand auch nach vier Jahren noch nicht aufgehört hat".

Immerhin, es kommt Bewegung in den Fall: In der Frage um das Bleiberecht von Ahmed Siala hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Ende Januar aus humanitären Gründen einen Vergleich mit den Behörden empfohlen und hob damit ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Lüneburg auf. Er schöpfe  wieder ein wenig Hoffnung, sagte Siala gestern, auch Gazale Salame sei ein wenig erleichtert. "Aber wir wagen es nicht, uns zu freuen." Noch habe er nichts von den zuständigen Behörden gehört. "Man will erst die Urteilsbegründung aus Leipzig abwarten." Zurück mag der 30-Jährige aber nicht mehr schauen – zu oft sei er am Boden gewesen.

Wer wollte, konnte seinen Namen auf eine Unterschriftenliste setzen, zudem riefen die Organisatoren der Demonstration, der Niedersächsische Flüchtlingsrat und der Deutsche Gewerkschaftsbund, Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann zum Handeln auf.

Auch Caritas-Direktor Hans-Jürgen Marcus appellierte an Schünemann. "Als Caritas der Kirche erwarten wir etwas anderes von Ihnen. Wir erwarten, dass Familien geschützt werden", forderte Marcus. Humanität brauche seinen Platz, schließlich hänge die Humanität einer Gesellschaft davon ab, wie sie mit Fremden umgeht. "Gerade in Niedersachsen gibt es viele Menschen, die durch eine Flucht zu Niedersachsen geworden sind", erklärte Marcus.

Neben Vertretern der beiden Kirchen, Politikern wie der SPD-Bundestagsabgeordneten Jutta Rübke, Dr. Lore Auerbach, Schülern der RBG und einer Gruppe von Antifa-Aktivisten, blieben viele Interessierte stehen und hörten den Ansprachen der einzelnen Redner zu. Und auch Grünen-Politikerin Brigitte Pothmer meldete sich aus Berlin zu Wort und fordert eine Lösung: Ministerpräsident Christian Wulff solle sich der Sache annehmen, da der Fall bei Innenminister Schünemann seit Jahren in schlechten Händen sei. Dass die Geschichte nach wie vor Aufsehen erregt, bewiesen allein die vielen Medienvertreter, die sich gestern in der klirrenden Kälte eingefunden hatten: vom Regionalfernsehen bis hin zu Presseagenturen.

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