Der Altpapierpreis fällt ins Bodenlose

Der Preis für Altpapier ist im freien Fall. Wurden vor einigen Monaten 85 Euro je Tonne erzielt, gibt es aktuell nur noch fünf Euro. Die Müllgebühren sind von diesem Preisverfall noch nicht betroffen.

Für einen Anstieg der Müllgebühren sieht der Zweckverband Abfallwirtschaft aber noch keinen Anlass

(Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 2.1.09)
Landkreis Hildesheim. Der Preis für Altpapier ist im freien Fall. Wurden vor einigen Monaten 85 Euro je Tonne erzielt, gibt es aktuell nur noch fünf Euro. Die Müllgebühren sind von diesem Preisverfall noch nicht betroffen.

Es war ein Wettlauf gegen die Zeit. Als der Preis für Altpapier im vergangenen Jahr immer neue Höchstmarken erreichte, bekamen es die kommunalen Entsorgungsunternehmen plötzlich mit der privaten Konkurrenz zu tun. Quasi über Nacht stellten die Firmen in vielen Städten die blauen Tonnen auf, um sich so das lukrative Geschäft mit alten Zeitungen und Prospekten zu sichern. Nach der Devise, wer zu erst kommt, mahlt zuerst, entbrannte ein wahrer Straßenkampf ums Altpapier. Denn mit 85 Euro je Tonne erzielten die Entsorger gut doppelt so viel wie noch vor fünf Jahren.

Um sich diese Einnahmequelle zu sichern, bedachte auch der Zweckverband Abfallwirtschaft Hildesheim (ZAH) seine Kunden im Sommer auf Wunsch mit der blauen Tonne. Damit konnten sich die Bürger den Weg zu den Sammelcontainer sparen, die ebenfalls vom ZAH geleert werden. Die Gebührenzahler nahmen diesen kostenlosen Service gern an, orderten kreisweit 40 000 Tonnen. 1,5 Millionen Euro ließ sich der ZAH diese Investition kosten. Das Geld schien gut angelegt, denn noch im Spätsommer war Altpapier auf den globalen Rohstoffmärkten heiß begehrt. Besonders in China, wo Kartonagen und Verpackungen für die Exportgüter in Massen benötigt wurden.

Doch dann kam die Finanzkrise. Plötzlich stockte der Absatz, China drosselte die Produktion, benötigte kaum noch Altpapier. Entsprechend den Marktmechanismen stürzte der Altpapierpreis ab. Nach Meinung von ZAH-Geschäftsführer Matthias Göttfert muss dennoch nicht an der Gebührenschraube gedreht werden. Denn noch zehre der Zweckverband von den Mehreinnahmen aus dem Jahr 2007, als die Entwicklung auf dem Papiermarkt genau umgekehrt war, die Erlöse also stiegen. Rund 900 000 Euro erzielte der ZAH damals allein aus der Altpapiersammlung an den Containerstandorten. Ohne dieses Geld, so Göttfert, wären die Müllgebühren um sechs Prozent gestiegen.

Sollte sich der Altpapierpreis allerdings langfristig auf dem niedrigen Niveau einpendeln, müsse über eine Erhöhung der Gebühren nachgedacht werden: „Der Preis wird aber wieder steigen und sich mittelfristig bei 50 Euro einpendeln“, meint Göttfert. Denn der Bedarf an Rohstoffen wie Altpapier werde in den nächsten Jahren wieder wachsen. Göttfert bezeichnet die Einführung der blauen Tonne als richtige Entscheidung: „Wenn sich das Geschäft nicht mehr lohnt, werden sich die Privatunternehmen aus der Sammlung verabschieden. Und dann würde das Altpapier wieder bei uns landen“, sagte Göttfert dieser Zeitung.

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