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Stadt legt heute im Rat die Eröffnungsbilanz vor / Fleißarbeit der Verwaltung / Platz zwei im Kreis
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 03.05.11) Sarstedt. Wenn Kaufleute rechnen, müssen sie erst einmal wissen, wie viel der ganze Laden wert ist. Und da die Stadt Sarstedt aufs kaufmännisch orientierte Buchungssystem "Doppik" umgestellt hat, musste sie genau das tun. Das Ergebnis ist eine krumme Zahl: 94 571486 Euro und 85 Cent ist der Wert der Stadt.
Ernst Müller verwaltet die städtischen Finanzen, und er hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Als erster Kämmerer im Landkreis wollte er das Ergebnis seiner Eröffnungsbilanz vorlegen. Immerhin, er ging als Zweiter (nach Elze) über die Ziellinie. Während etwa die Stadt Hildesheim noch zählt und rechnet, kann Müller heute im Rat seine "Fleißarbeit" vorlegen, wie CDU-Fraktionschef Friedhelm Prior anerkennend sagte. Einstimmiger Applaus im Finanzausschuss war der Stadtverwaltung sicher, denn es muss wirklich eine Heidenarbeit gewesen sein. "Wir haben viel Aktenstaub geschluckt." Und das neben der normalen Arbeit. Mindestens 300 000 Euro, schätzt Bürgermeister Wondratschek, hat die Umstellung auf Doppik gekostet. Die Beratung durch eine externe Fachfirma hat allein mehr als 150 000 Euro gekostet. Der Landkreis berechnet rund 40 000 Euro für die Prüfung. Die übrigens ergeben hat, dass die Sarstedter korrekt gezählt haben.
Nicht erfreut zeigte sich Wondratschek im Finanzausschuss darüber, dass das Land zwar die Kommunen zur Einführung der Doppik verpflichtet habe, sich aber mit keinem Cent an den Kosten dafür beteilige. Und sich auch nicht selbst daran halte. Denn das Land rechne weiterhin kameralistisch wie zu Preußens Zeiten, Wondratschek: "Wenn das Land auf Doppik umstellen würde, wäre es nämlich gleich pleite."
Nach der Eröffnungsbilanz liegt das Sachvermögen der Stadt bei rund 87,6 Millionen Euro. Etwa 16 Millionen Euro sind unbebaute Grundstücke wert, mit 11,8 Millionen stehen Grünflächen im Buch, eine Million ist das Ackerland wert. Und Sarstedt ist sogar Waldbesitzer: Die kleine Fläche an der Kläranlage ist immerhin 8089 Euro wert.
Die bebauten Grundstücke im Besitz der Stadt sind zusammen 21,4 Millionen Euro wert. Geradezu ein Schnäppchen sind das Rathaus, die Toilette an der Holztorbrücke und der Bauhof, zusammen 800 000 Euro wert. Wesentlich teurer dagegen ist das so genannte Infrastrukturvermögen der Stadt, das sind vor allem Straßen. Sie sind mit 47,7 Millionen Euro veranschlagt. 2,5 Millionen Euro sind die Friedhöfe in den Ortsteilen und der städtische wert. Das teuerste Einzelobjekt ist die Kläranlage: 19,4MillionenEuromüsste man theoretisch dafür hinblättern.
Dieser Hinweis ist wichtig, denn das Vermögen existiert zwar real, die Stadt kann es aber kaum zu Geld machen, etwa um die 9,6 Millionen Euro Schulden zu tilgen. Auf den ersten Blick merkwürdig könnte auch die Tatsache erscheinen, dass die Stadt zwar hohe Schulden hat, aber gleichzeitig auch ein Finanzvermögen von rund 3,1 Millionen. Das sind meist Beteiligungen, zum Beispiel an der Kreiswohnbau (allein rund 1,9 Millionen Euro). Mit einem klitzekleinen Betrag von 200 Euro ist die Stadt übrigens an der Volksbank beteiligt. Das genossenschaftliche System lässt eine höhere Beteiligung nicht zu. Damit die Stadtkasse stets flüssig ist, liegen 2,6 Millionen Euro als Festgeld bei der Sparkasse, weitere 500 000 Euro bei der Volksbank.
Im Eigentum der Stadt gibt es auch Dinge, die sich schwer beziffern lassen. Wertvolle Kunstgegenstände und Kulturdenkmale gehören dazu, auch Urkunden. Im Vorfeld haben sich die Doppik-Experten darauf geeinigt, diese Dinge mit einem Wert von genau einem Euro pro Stück zu führen. In Sarstedt betrifft das vor allem die Kriegerdenkmale in der Kernstadt und den Ortsteilen, insgesamt verfügt die Stadt damit über Kunstgegenstände für exakt 14 Euro.
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