Schrumpft die Großstadt zur großen Stadt?

Rutscht die Einwohnerzahl in Hildesheim unter 100.000, bleibt Hildesheim zwar eine große Stadt, aber keine Großstadt mehr.

Ansiedlungspolitik, Wohnungsbau und Kinderfreundlichkeit soll Hildesheim den Großstadtstatus retten

(Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 16.01.09) Hildesheim. Hildesheim droht seinen Status als Großstadt zu verlieren. Die Stadt steuert dagegen: mit einer aktiven Arbeitsmarktpolitik, attraktiven Wohnungsbauangeboten und dem Ziel, als kinder- und familienfreundliche Stadt zu punkten.

Der Großstadtstatus Hildesheims ist in Gefahr. Rutscht die Zahl unter 100 000 Einwohner, bleibt Hildesheim zwar eine große Stadt, aber keine Großstadt mehr. Im Prinzip wäre das nicht so schlimm. Im Finanzausgleich brächte das sogar höhere Zuschüsse.

Alarmierend jedoch, wenn man die anderen Folgen betrachtet. Die Bischofsstadt geriete in einen Teufelskreislauf: Weniger Einwohner bedeuten sinkende Einnahmen, höhere Infrastrukturkosten pro Einwohner, mangelnde Auslastung öffentlicher Einrichtungen wie Büchereien, was wiederum Reduzierung sowie Schließungen zur Folge hätte.

Das führt zu sinkender Vielfalt, abnehmender Wohnqualität, verstärktem Bevölkerungsrückgang, sinkender Qualität als Wirtschaftsstandort, weniger Arbeitsplätzen, abnehmender Kaufkraft, verstärkter Abwanderung von Unternehmen und so weiter und so fort.

Bereits im Dezember 2002 wurde der damalige Trend "Raus aus der Stadt, rein ins Umland" durch ein Gutachten der hiesigen Wohnungswirtschaft belegt. Es basierte auf einer gründlichen Analyse der damaligen Situation und wagte eine relativ verlässliche Prognose bis zum Jahr 2015.

Das Ergebnis: Vom Einwohnerschwund der Stadt profitieren die Landkreisgemeinden mit deutlichen Zugewinnen. Damit bleibt die Region Hildesheim zwar stark, doch die Gewichte verschieben sich. Für Hildesheim prognostizierte das Gutachten im mittleren Annahmewert eine Einwohnerzahl für 2015 von 98 900. Im Jahr 2000 waren immerhin noch 104 400.

Die Stadt reagierte darauf. Im Dezember 2006 gaben Rat und Verwaltung das Motto "100 plus" aus: Dahinter steckt das Ziel, die 100 000-Einwohnergrenze zu halten und neue Bürger zu gewinnen.

Dafür will die Stadt neue Qualitäten schaffen durch attraktive Wohnangebote im Zentrum, neue Gewerbeflächen und eine integrierte Verkehrsplanung. Mittlerweile liegt das Entwicklungskonzept 2020 vor, das diese Überlegungen in einen Gesamtplan zusammenfasst. Für Stadtbaurat Dr. Kay Brummer stehen die Prioritäten fest: "Arbeit, Arbeit, Arbeit. Ohne Arbeitsplätze kommt es zur Abwanderung. Dagegen müssen wir etwas tun." Erst an nachgeordneter Stelle kämen dann andere, zweifelsohne wichtige Aspekte wie der Wohnungsbau oder aber die Familienfreundlichkeit. Brummer: "Erst die Henne, dann das Ei."

Arbeitsplätze seien die Voraussetzung für alles. Die Stadt setzte daher nicht nur auf das Konzept 2020, in dem innerhalb der Stadt attraktive  Wohnungsbauangebote geschaffen werden, sondern auf die zügige Entwicklung der Gewerbegebiete. Brummer: "Und das ist das, was wir jetzt kraftvoll tun, wie das Beispiel Glockensteinfeld beweist."

Den Jojo-Effekt bei der Bevölkerungsentwicklung der vergangenen fünf Jahre erklärt der Baudezernent mit der Zweitwohnungssteuer. Die habe dazu geführt, dass sich Bürger mit ihrem Erstwohnsitz in Hildesheim angemeldet hätten, weil sie hier Zweitwohnungssteuer zahlen müssen, in anderen Städten aber nicht.

An den Zahlen lasse sich aber auch ableiten, dass der langfristig festzustellende Negativtrend zumindest gestoppt sei. Brummers Schlussfolgerung: Die Stadt befinde sich mit ihrem Konzept augenscheinlich auf dem richtigen Weg.

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