Zuckerhut-Montagen-Schreck? Nicht im Rat

Fraktionen stehen zum Wiederaufbau, bemängeln aber zum Teil die Bilder und versprechen einen neuen Andreasplatz.

Fraktionen stehen zum Wiederaufbau, bemängeln aber zum Teil die Bilder und versprechen einen neuen Andreasplatz

(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 14.02.09) Hildesheim. Ein Leser dachte gar an einen April-Scherz: Seit dem diese Zeitung zwei Fotomontagen aus dem Rathaus veröffentlicht hat, wie sich der wiederaufgebaute Umgestülpte Zuckerhut am Andreasplatz einfügen soll, sind manche Hildesheimer ins Grübeln gekommen: Passen die 50er-Jahre-Bauten und das Fachwerk wirklich zusammen? Ja, meinen übereinstimmend die großen Ratsfraktionen. Für sie hat sich die Lage durch die Bilder nicht verändert.

Warum auch, meint CDU-Fraktionschef Dr. Ulrich Kumme – schließlich seien die Entwürfe doch lange bekannt gewesen. "Neu ist doch nur das Glas am bisherigen Durchgang unter dem Pfeilerhaus." Bei der CDU hätten sich bislang auch keine Bürger gemeldet, die von den Montagen aufgerüttelt worden seien. Und selbst wenn: Über die Sache wird seit zwei Jahren diskutiert, und jetzt meinen einige, sie müssten sich zu Wort melden, weil sie nicht Bescheid wüssten." Für Kumme steht fest: Es bleibt bei der Entscheidung – zumal er den jetzigen Entwurf "sehr gut" findet.

Auch bei der SPD ist keine Kritik aufgrund der Montagen angekommen, berichtet Fraktionschef Dr. Hartmut Häger. Es habe lediglich ein paar Fragen aus dem Ortsverband Nordstadt gegeben, ob die Bilder tatsächlich den richtigen Eindruck von der künftigen Gestaltung vermittelten. Doch genau das tun sie nicht, meint Häger. Die Montagen zeigten nur, wie sich die "Masse im Raum" verteile – als Ansicht und Perspektive taugten sie nicht. "Der Zuckerhut wirkt im Original später wesentlich schmaler", ist der SPD-Chef sicher. Er hätte die Fotos wegen ihrer beschränkten Aussagekraft anstelle der Stadt gar nicht zur Veröffentlichung freigegeben. Für eine Neubewertung im Rat sieht Häger jedenfalls überhaupt keinen Anlass.

Bündnis!-Fraktionschef Thomas Müller teilt diese Meinung. "Wir wussten ja, dass der Durchgang zur Fußgängerzone enger wird." Durch die Bilder könne man sich das nun besser vorstellen. Skeptische Einschätzungen aus der Bürgerschaft sind beim Bündnis! bislang nicht eingegangen, es gab weder Anrufe noch E-Mails, meldet Müller: "Es bleibt bei unserer Entscheidung für den Zuckerhut." Denn die war richtig, denkt auch BAH-Mann Michael Kriegel. Weniger gut fand der FDP-Partner im Rat die Foto-Montagen. Denn auf denen fehle das verglaste Erdgeschoss: "Die Bilder geben nicht die Wirklichkeit wieder, so wirkt das Ganze doch gar nicht" , versichert Kriegel. Ein Hinweis, mit dem er auch eventuelle Zweifel in de Bevölkerung pariert: "Wir haben schon vernommen, dass sich manche Hildesheimer jetzt erschrocken haben." Doch die Grundsatzdiskussion sei erledigt.

Das ist auch der Standpunkt vom Grünen-Fraktionsvorsitzenden Ulrich Räbiger . Die "Spannung" zwischen den 50-er-Jahre-Gebäuden und dem Zuckerhut sei doch immer absehbar gewesen, bereits der preisgekrönte Entwurf des Architektenwettbewerbs habe sie deutlich gezeigt. "Es ist eben ein  Kompromiss", sagt Räbiger, der Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt zitiert: "Ein Rechtsstaat hat nicht zu verlieren, ein Rechtsstaat hat nicht zu gewinnen – er hat zu existieren." Die Lösung stelle einen Kompromiss zwischen der rechtsstaatlichen Position der Denkmalpflege zum Erhalt des Pavillons und dem Wunsch der Bürger nach dem Zuckerhut dar. Negative Rückmeldungen nach der Veröffentlichung der Bilder hätten die Grünen nicht bekommen, sagt Räbiger.

Er erhofft sich von dem Wiederaufbau des Fachwerkhauses – vor allem vom dem damit verbundenen Freiluftcafé – einen Impuls zur Belebung des gesamten Andreasplatzes. Bei dem handele es sich immerhin um den zweitwichtigsten Platz der Stadt. "Da müssen wir dringend ran." Das sehen die beiden größten Ratsfraktionen ganz genauso. Von vornherein sei geplant gewesen, dass der Zuckerhut die Umgestaltung des Andreasplatzes anstoßen solle, betont SPD-Chef Häger. So müssten sich zum Beispiel die rückwärtigen Fassaden der Häuser im Hohen Weg daran orientieren.

CDU-Sprecher Kumme verspricht sich gleich eine regelrechte Initialzündung für den Platz durch das Fachwerkgebäudes. Er vergleicht diesen Schritt mit dem Beschluss des damaligen Rates, den Neubau der Sparkasse am Marktplatz mit einer historischen Fassade zu versehen. "Damit kam die Sache dort überhaupt erst in Gang", unterstreicht der CDU-Chef. Er betrachtet der Zuckerhut daher als Startschuss für einen neuen Andreasplatz.

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Bauen und Wohnen, Stadtentwicklung

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