"Kein Platz für weitere Einkaufscenter"

Braucht Hildesheim die Arneken Galerie? Die Einschätzung von Immobilienprofis ist eindeutig: Durch die Erweiterung der Einzelhandelsfläche um fast 30.000 Quadratmeter habe "der Einkaufsstandort City Hildesheim an Attraktivität hinzugewonnen", urteilt der Düsseldorfer Immobilien-Makler Comfort.

31.07.12 –

Immobilienexperten der Comfort bescheinigen der Arneken Galerie "weitreichende Sogkraft" ins Umland

(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 31.07.12)  Hildesheim. Braucht Hildesheim die Arneken Galerie? Die Einschätzung von Immobilienprofis ist eindeutig: Durch die Erweiterung der Einzelhandelsfläche um fast 30.000 Quadratmeter habe "der Einkaufsstandort City Hildesheim an Attraktivität hinzugewonnen", urteilt der Düsseldorfer Immobilien-Makler Comfort, der sich auf die Vermittlung von Geschäftshäusern und Läden in 1ALagen deutscher Innenstädte spezialisiert und auch in Hildesheim bereits eine Reihe von Verträgen angebahnt hat.

In der Innenstadt stach den Maklern die "eher triste Nachkriegsarchitektur" ins Auge: Einerseits biete die Fußgängerzone moderne Flächen für neue Filialisten, andererseits zeige sie an manchen Stellen nicht mehr zeitgemäße Häuser und Einzelhandelskonzepte. "Daher bietet der aufkommende Schwung (der Galerie) die Chance, die Innenstadt durch Investitionen der Eigentümer weiter zu stärken." Durch die Galerie genieße die Stadt "wachsende Beachtung seiner Einzelhandelssituation, die an Dynamik gewonnen hat, nachdem in den Jahren zuvor zwar eine stabile Qualität, aber wenig Spektakuläres zu berichten war".

Zwischen 2003 bis 2011 hat sich die Einzelhandelsfläche in der Stadt zwar von 223 000 auf 282 000 Quadratmeter vergrößert, Zuwachs gab es aber ausschließlich an der Peripherie. In der Innenstadt ist die Fläche sogar auf 64 000 Quadratmeter leicht gesunken, hatte damit einen Anteil von nur noch 23 Prozent an der gesamten Verkaufsfläche. Üblich seien 30 Prozent - das wäre dann der Wert, auf den die Innenstadt käme, wenn die Galerie-Fläche vollständig vermietet ist.

Im regionalen Vergleich reiht sich Hildesheim mit seinem stabilen Mietniveau - für eine Fläche von 80 bis 120 Quadratmeter werden Höchstmieten von etwa 75 Euro pro Quadratmeter erzielt - hinter Hannover und Braunschweig auf dem dritten Platz als Einkaufsstadt ein.

Der Galerie wird eine "weitreichende Sogkraft" ins Umland bescheinigt. Nach Einschätzung von Geschäftsführer Günter Rudloff ist mit ihr allerdings auch der Zug für die seit langem geplanten und immer wieder verschobenen Großprojekte im Umfeld des Bahnhofs abgefahren. Es sei "mehr als fraglich", ob Projektentwickler die Planungen wieder aufnähmen. Ein zweites innerstädtisches Shoppingcenter sei in einer Stadt wie Hildesheim schwer vorstellbar. Rudloff kann sich an diesem "Mikrostandort" nur mehr Geschäfte mit "Nahversorgungsfunktion und bahnhofsüblichem Sortiment" vorstellen. "Filialisierte Textilkonzepte werden aufgrund des Flächenangebots der Arneken Galerie in deutlich besserer Lage kaum Interesse an einer Anmietung zeigen."

Die "optisch durchaus attraktiv gestaltete" Galerie selbst kommt bei Comfort recht gut weg. "Die Anbindung über mehrere offen gestaltete Ladenstraßen ist ein interessanter Ansatz, der mehrere Zuund Abgänge sowie Rundläufe zulässt", sagt Vermietungsexperte Frank Reitzig. Das Mietangebot sei "ausgewogen und vielseitig", allerdings "wenig innovativ".

Einige der Galerie-Mieter waren neu in die Stadt gekommen, andere aus der Fußgängerzone umgezogen, wieder andere bespielen jetzt zwei Standorte: einen in, die anderen außerhalb der Galerie. "Ob eine Doppelbelegung langfristig beabsichtigt wird, ist fraglich. Letztlich wird sich der Mieter für den besseren der beiden Standorte entscheiden", so Reitzig.

Der Start der Galerie sei "recht verhalten" ausgefallen, zeige, dass die Nachfrage in einer Stadt wie Hildesheim begrenzt sei. "Zur Eröffnung waren von den 90 Läden gut 20 noch nicht belegt. Auch in den offenen neuen Ladenstraßen zur Almsstraße hin stehen noch einige Flächen leer, was dazu beiträgt, dass Besucher von der Straßenlage nicht unbedingt in dem Maße in das Center gezogen werden, wie man dies erwartet hätte. So ist die wahrgenommene Frequenz im Center noch deutlich ausbaufähig und liegt hinter den immer noch lebhaften Innenstadtlagen Almsstraße und Hoher Weg."

Die langfristige Beurteilung der Schlagkraft des 130 Millionen Euro teuren Centers sollte nach Ansicht von Comfort-Geschäftsführerer Olaf Petersen allerdings nicht zu früh erfolgen. "Das Center ist grundsätzlich auf Höhe der Bestlage am richtigen Platz in Hildesheim entstanden." Das bedeutet für die Experten aber auch: Die Entwicklungsmöglichkeiten der Randlagen werden durch die neue Galerie beschränkt.

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