Menü
13.07.12 –
Bildungsträger schlagen Alarm / Fricke: "Genau im Plan"
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 13.07.12) Kreis Hildesheim. Unter den Bildungsträgern in Stadt und Landkreis rumort es. Einige werfen dem Jobcenter vor, sich beim Etat für die Qualifizierung von Arbeitslosen vertan zu haben und deshalb nur noch wenige Kurse zu fördern. Die Behörde weist die Kritik zurück: Träger, die sich neuen Anforderungen des Marktes nicht anpassten, hätten eben weniger Kunden. Offen ausgetragen wird der Streit nicht - kein Bildungsträger will sich mit dem Jobcenter anlegen, weil er wirtschaftliche Nachteile fürchtet. Tatsache ist: Je weniger Arbeitslose es gibt, desto härter wird der Kampf ums Geld.
Bis April habe man 70 bis 80 Teilnehmer pro" Maßnahme" gehabt, berichtet der Geschäftsführer eines Bildungsträgers. Hinter " Maßnahme" verbergen sich Führerschein- Kurse ebenso wie berufliche Fortbildungen - immer mit dem Ziel, Alg-II-Empfänger wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. " Doch plötzlich sind es nur noch 20 Maßnahmen im Monat" , klagt der Mann und berichtet von Umsatzverlusten zwischen 25000 und 35000 Euro. Nun sorge er sich um seine Mitarbeiter - und um die Arbeitslosen, denen das Jobcenter offenbar keine Qualifizierungen mehr gewähre. Was ihn noch stört: " Die Planung des Jobcenters sah völlig anders aus - für die Kehrtwende gab es keine Erklärung." Er sei sicher:" Die haben sich beim Etat verhauen, jetzt ist das Budget aufgebraucht."
Auch bei einem anderen Bildungsträger ist die Stimmung schlecht. Man habe " ähnliche Erfahrungen" , heißt es vorsichtig. Dieser Träger geht vor allem davon aus, dass das Jobcenter deutlich weniger " Bildungsgutscheine" ausgibt als bislang - Gutscheine, mit denen Arbeitslose bei einem Anbieter ihrer Wahl definierte Fortbildungen besuchen können. " Wenn ich nur zehn Leute mit diesen Gutscheinen habe, kann ich keinen Kursus anbieten - damit würde ich nur Verlust machen."
Jobcenter-Chefin Sabine Fricke sieht das Ganze völlig anders: " Wir machen keine Trägerförderung" , betont sie. " Wir sind nicht dafür verantwortlich, ob die Anbieter ihre Kurse vollkriegen." Der Schwerpunkt der Behörde habe sich verschoben. Sei es bis ins vergangene Jahr hinein darum gegangen, Arbeitslose mit mehreren kleinen Qualifizierungs-Schritten an den Arbeitsmarkt heranzuführen, gehe das jetzt deutlich schneller. " Der Fokus liegt jetzt auf dem direkten Weg in die Beschäftigung, Zwischenschritte sind kaum mehr nötig." Viele Arbeitgeber stellten aus Personalnot schneller ein, zum Beispiel im Baubereich. " Die sagen, die nötige Weiterbildung machen wir direkt bei uns." Gerade in der Region Hildesheim zeige sich das deutlich: " Unsere Kunden haben größere Chancen als je zuvor, die Zahl der Arbeitslosen im Alg-II-Bereich ist binnen eines Jahres um 14 Prozent gesunken."
Dass man aber weniger Menschen fördere, stimme nicht, betonen Fricke und Jürgen Reinert, Bereichsleiter für " Markt und Integration" . Das Jobcenter liege im Plan - im ersten Halbjahr habe es 535 Menschen in " Maßnahmen" schicken wollen, 541 seien es geworden. Im Vergleich zum Vorjahr seien sogar mehr Menschen in solchen Fortbildungen. Fricke spielt den Ball zurück ins Feld der Bildungsträger: " Der Arbeitsmarkt verändert sich, wir reagieren darauf. Das müssen die Bildungsträger auch tun." Wessen Angebot nicht mehr passe, der bekomme Probleme.
Unabhängig davon droht der Markt schwieriger zu werden. Denn je weniger Klienten das Jobcenter hat, desto geringer wird auch sein Etat. Weniger Langzeit-Arbeitslose lassen also den Markt schrumpfen. Die Vertreterin eines weiteren Bildungsträgers verortet das Problem denn auch ganz woanders: " In Deutschland steht grundsätzlich zu wenig Geld für Bildung zur Verfügung, das hier ist nur die Spitze des Eisbergs."
Kategorie
Gestern am späten Abend wurde das weiterentwickelte Kita-Qualitäts- und Teilhabeverbesserungsgesetz (KitaQuTH) im Bundestag beschlossen. Es [...]
Deutschland hat eine der erfolgreichsten Start-up-Szenen. Im internationalen Vergleich liegen wir mit 31 milliardenschweren Start-ups – [...]
Starkregen und Hochwasser werden durch die Klimakrise häufiger und extremer. Eine neue Studie des Umweltbundesamts zeigt, dass mehr als 80 [...]