Mit Fahnen in den Rathaussaal

Die Hildesheimer Montagsdemo zum Ausstieg aus der Kernenergie hat gestern ein kleines Jubiläum gefeiert: Zum zehnten Mal seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima trafen sich Bürger zum friedlichen Protest, um ein sofortiges Abschalten aller Kernkraftwerke zu fordern.

Zehnte Anti-Atomkraft-Demo deutlich kleiner als die vorherigen Kundgebungen

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 17.05.11) Hildesheim. Die Hildesheimer Montagsdemo zum Ausstieg aus der Kernenergie hat gestern ein kleines Jubiläum gefeiert: Zum zehnten Mal seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima trafen sich Bürger zum friedlichen Protest, um ein sofortiges Abschalten aller Kernkraftwerke zu fordern. Nach Schätzungen der Polizei kamen etwa 170 Protestierer, die im Nieselregen vom Huckup über den Hindenburgplatz zur Lilie marschierten und erneut "Abschalten" skandierten.

Ein Novum war, dass ein Teil der Demonstranten die Mitglieder des Rates direkt ansprechen wollte: Eine halbe Stunde vor Beginn der Ratssitzung stand etwas verloren ein Grüppchen vor der Rathaustreppe, im Gepäck Din-A4-Bögen, auf denen einzelne Ratsmitglieder namentlich angesprochen und aufgefordert wurden, sich "für einen atomstromfreien Strommix der EVI" einzusetzen oder "die sofortige Stilllegung Grohndes". Was die Gruppe offenbar nicht wusste: Die Stadträte sind so kurz vor der Sitzung üblicherweise längst in ihren Fraktionen.

Kurzerhand wurde umdisponiert: Mit Transparenten, Fahnen und besagten Zetteln ausgestattet, drängten kurz vor 18 Uhr knapp 100 Menschen, darunter viele Kinder, in den Ratssaal. Einige Politiker blieben leicht verunsichert im hinteren Teil des Raumes stehen, andere traten in den Dialog ein, nahmen ihre Zettel entgegen. "Ihr Druck ist richtig", sagte etwa Wilfried Kretschmer. "Aber suchen Sie keine Differenzen zwischen Ihnen und uns." Eine intensivere Debatte gab es hingegen nicht: Zum Sitzungsbeginn verließen die Bürger den Saal ohne Murren.

Tatsächlich bewegt auch den Rat die Atomfrage: SPD und CDU brachten eine Resolution zum Ausstieg aus Kernenergie ein, der sich laut Hartmut Häger Bündnis! und FDP anschlossen. Gefordert wird die "schnellstmögliche Abschaltung der deutschen Kernkraftwerke". Zudem werden "die Bemühungen der EVI" begrüßt, die Abhängigkeit von Kernenergie zu reduzieren und nachhaltig gewonnenen Stromselbst zu produzieren. Der Antrag wurde einstimmig beschlossen, eine weitergehende Ergänzung der Grünen fand keine Mehrheit. Mehr dazu morgen.

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Energie | Umwelt, Naturschutz, Klimaschutz

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