Netzbetreiber favorisiert Trasse durch den Ambergau

"Mega-Masten": Hitzige Diskussion bei Informationsabend der Firma Transpower in Bockenem: Der Netzbetreiber sieht in seinen Antragsunterlagen für das Raumordnungsverfahren nirgends eine Erdverkabelung vor. In Bockenem sagte Dr. Christian Schneller, Leiter der Transpower-Rechtsabteilung, über eine Teilverkabelung an besonders sensiblen Punkten werde erst im anschließenden Planfeststellungsverfahren entschieden. Aber auch nur, so war zwischen den Zeilen zu hören, wenn die Genehmigungsbehörde darauf dringt. Erstmals präsentierte Transpower an diesem Abend eine Reihenfolge der fünf möglichen Trassenvarianten. Die Firma favorisiert die Variante 2 (siehe Karte) als die einzige "geeignete" - sie führt mitten durch den Ambergau.

"Mega-Masten": Hitzige Diskussion bei Informationsabend der Firma Transpower in Bockenem

(Quelle: KEHRWIEDER am Sonntag, 20.06.10) Bockenem/Landkreis. Man möchte in diesen Tagen nicht Mitarbeiter der Firma Transpower sein. Der Netzbetreiber (ehemals Eon Netz) tingelt derzeit durch die Orte, die von seinen "Megamasten" betroffen sein könnten - der 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung von Wahle nach Mecklar. Am Dienstag bekamen die Tanspower-Mitarbeiter im Bockenemer Wirtshaus Sauer den Volkszorn zu spüren, bei den übrigen sieben Informationsveranstaltungen der Firma dürfte es nicht anders gewesen sein. Kurz gesagt: Ein Großteil der Bürger traut weder der Firma und ihren Gutachten, noch der Genehmigungsbehörde, noch der Landes- oder Bundespolitik über den Weg.

Wie berichtet, hatte der Netzbetreiber in seinen Antragsunterlagen für das so genannte Raumordnungsverfahren nirgends eine Erdverkabelung vorgesehen. In Bockenem sagte Dr. Christian Schneller, Leiter der Transpower-Rechtsabteilung, über eine Teilverkabelung an besonders sensiblen Punkten werde erst im anschließenden Planfeststellungsverfahren entschieden. Aber auch nur, so war zwischen den Zeilen zu hören, wenn die Genehmigungsbehörde darauf dringt.

Erstmals präsentierte Transpower an diesem Abend eine Reihenfolge der fünf möglichen Trassenvarianten. In Abwägung aller möglichen Schutzgüter - wie etwa Vogelschutzgebiete - ist die Firma zu dem Fazit gekommen, dass die Variante 2 (siehe Karte) als einzige "geeignet" ist - sie führt mitten durch den Ambergau. Nördlich von Bockenem knickt der so genannte Trassenkorridor ab und verläuft unterhalb von Bodenburg bis Sehlem. Von dort an sind die Varianten 2 und 3 identisch, sie verlaufen zwischen Graste und Lamspringe gen Süden bis nach Einbeck. Die Variante 3, die vorbei an Algermissen, Sarstedt und Nordstemmen durchs Despetal führt, hält Transpower für "grundsätzlich geeignet". Sie ist allerdings 22 Kilometer länger und somit teurer als Variante 2. Zudem können bei Klein Ilsede im Landkreis Peine die Mindestabstände zur Wohnbebauung nicht eingehalten werden. Variante 4 hält der Netzbetreiber für "weniger geeignet", obwohl hier ein bestehender Trassenkorridor genutzt werden könnte. Doch auch hier gibt es Probleme mit den Abstandsvorgaben. Ein Mitglied einer Bürgerinitiative (BI) wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Nutzung einer vorhandenden Trasse dennoch hieße, dass hier neue, höhere Strommasten gebaut würden. Die Varianten 1 und 5 hält Transpower für "ungeeignet", weil sie durch mehrere Naturschutzgebiete führen müssten.

Ein Zuhörer erhielt Beifall für seine Kritik, mit dieser Prioritätensetzung sollten die Bürger gegeneinander ausgespielt werden. "Wir lehnen den Ausbau in dieser Form grundsätzlich ab!" Den Hinweis von Dr. Schneller, bei der Prüfung seitens der Raumordnungsbehörde könne auch etwas ganz anderes herauskommen, mochten die meisten nicht glauben. Zweifel gab es zudem am Zeitplan. Dieser sieht eine Bürgerbeteiligung vor (mehr Informationen in den Gemeinden und im Internet unter www. rov-wahle-mecklar-online.de), die Prüfung der Einwände soll binnen zwei Monaten geschehen. Mehrfach musste sich Astrid Worch, Vertreterin der Raumordnungsbehörde, anhören: "Wie wollen Sie denn in zwei Monaten Tausende von Einwänden prüfen? Das geht gar nicht!"

Für Entrüstung sorgte Worch überdies mit ihrer Aussage: "Es wird keine Vollverkabelung geben." Dafür fehle die Rechtsgrundlage. Auch Transpower- Jurist Schneller wiederholte mehrfach, dass die Firma sich nach den gesetzlichen Vorgaben zu richten habe. Aus dem Publikum kam daraufhin der Vorwurf auf, Transpower habe seinerzeit als Eon Netz Einfluss auf diese Vorgaben genommen - oder sich zumindest nicht für andere Lösungen stark gemacht.

Selbst Bockenems Bürgermeister Martin Bartölke (CDU) hätte sich fast noch in die Nesseln gesetzt, als er durch mehrere Nachfragen herauszufinden versuchte, wo die Stadt angesichts der gelten Rechtslage und in Ermangelung von Vogelschutzgebieten überhaupt noch Einfluss nehmen kann. Einige legten ihm dies offenbar als Einknicken aus. "Die Gesetze werden wir kurzfristig nicht mehr ändern können", verteidigte sich der Bürgermeister. "Ich bin doch nur auf der Suche nach Argumenten, wie wir trotzdem gegen die Leitung vorgehen können." Für Frank Ebbighausen, Sprecher der BI "Der Ambergau wehrt sich", steht dagegen fest: "Unser Ziel kann nur sein, das Projekt so lange wie möglich hinauszuzögern. Vielleicht gibt es ja schneller Neuwahlen, als manche denken."

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Energie | Umwelt, Naturschutz, Klimaschutz

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