Platz für islamische Gräber

Auf dem Alfelder Friedhof trägt nun eine Grünfläche dem Islamischen Glauben Rechnung. "Wir können hier in Alfeld alles machen, was wir wollen – wir hatten bisher nur keinen Platz, wo wir beerdigt werden können", fasst Hifzi Ercan, Vorsitzender des türkisch-islamischen Kulturvereins Alfeld

100 Menschen muslimischen Glaubens können künftig in Alfeld beerdigt werden

(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 19.05.10) Alfeld. Ortstermin auf dem Alfelder Friedhof. Dort trägt nun eine Grünfläche dem Islamischen Glauben Rechnung. "Wir können hier in Alfeld alles machen, was wir wollen – wir hatten bisher nur keinen Platz, wo wir beerdigt werden können", fasst Hifzi Ercan, Vorsitzender des türkisch-islamischen Kulturvereins Alfeld, die Situation dort lebender Moslems zusammen.

Einen Platz für rund 100 Beerdigungen nach islamischem Brauch gibt es nun auf dem Alfelder Friedhof, worin er und viele andere Glaubensbrüder einen großen Schritt nach vorn sehen, was ihre Integration angeht.

Zu diesem Thema hat Ercan noch einiges zu sagen: Das sei in erster Linie eine Frage der Defi nition, meint der gebürtige Türke: "Was ist Integration? – Sicher müssen wir uns den hiesigen Gesetzen und Bräuchen anpassen. Aber wichtig ist auch, dass wir unsere Identität nicht verlieren. Muss ich als Moslem Schweinefl eisch essen?" Seines Wissens nach sind auf dem Alfelder Friedhof drei Moslems begraben. Alle anderen Verstorbenen seien bisher sofort in die Türkei überführt worden: Wegen des Fluges, der für den Toten und die Angehörigen organisiert werden musste, sei das ein Riesenaufwand gewesen. "Wir nehmen an allen deutschen Lebensbereichen teil: Schule, Arbeit, Fußball – das einzige, was uns fehlte, war unser Bestattungsritual." Das ist nun gegeben, indem der Verstorbene in einem Tuch bestattet werden darf und mit dem Kopf Richtung Westen.

Ercan lebt seit 33 Jahren in Deutschland sieht sich als Deutscher mit türkischen Wurzeln, was auch nicht immer ganz einfach sei: "Hier bin ich Türke. In der Türkei bin ich Deutscher. Die erste Generation wollte irgendwann wieder zurück in die Türkei. Bei uns ist das nicht so. Wenn ich weg war, freue ich mich immer, wieder nach Alfeld zurückzukommen. Das ist meine Heimat."

Er sieht Integration auch als etwas, das auf Gegenseitigkeit beruht: "Viele Deutsche erwarten, dass wir uns integrieren. Aber unsere Bemühungen können nur fruchten, wenn sie zugelassen werden. Wenn sie mich als Ausländer sehen wollen, klappt das nicht." Die nachfolgende Generation trinke auch schon mal Alkohol, besuche deutsche Discos und habe sich den hiesigen Gepfl ogenheiten angepasst, bemerkt Ercan.

Engin Yigit, zweiter Vorsitzender des Vereins, sieht dagegen noch ein großes Problem: "Der Islam wird heute in Hinsicht auf Terrorismus schnell verurteilt. Aber wir sind nicht so. Wir wären die letzten Menschen, die unserem Land Schaden zufügen würden."

Ihren islamischen Glauben können sie in Alfeld in der Moschee ausleben, wo der Imam (Vorbeter) Verse und Zitate aus dem Koran deutet. "Der Koran ist für uns wie ein Grundgesetz: Es regelt den Alltag", erzählt Hifzi Ercan. Heirat, Erben und eben auch die Art der Bestattung: "Wir kommen aus der Erde und wollen nach dem Tod so schnell wie möglich in die Erde", fasst der Imam zusammen: "Eine Bestattung im Sarg würde nach unserem Glauben zu lange dauern."

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