700 Menschen protestieren friedlich gegen Atomkraft

Zehn Tage nach dem Beginn der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima hatte die Antiatombewegung gestern zum zweiten Mal zum friedlichen Protest gegen die Nutzung der Kernenergie aufgerufen.

22.03.11 –

"Wir leben hier mit realer Gefahr" / Greenpeace sammelt Unterschriften

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 23.03.11) Hildesheim. Zehn Tage nach dem Beginn der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima hatte die Antiatombewegung gestern zum zweiten Mal zum friedlichen Protest gegen die Nutzung der Kernenergie aufgerufen – und auf mehr Teilnehmer gehofft als eine Woche zuvor. Damals waren 350 Menschen gekommen. Und tatsächlich: Dieses Mal zogen nach übereinstimmenden Schätzungen von Polizei und Veranstalter 700 Frauen, Männer und Kinder vom Huckup durch die Fußgängerzone zum Bahnhof.

Weil zeitgleich auch in 700 anderen Städten zu Protestkundgebungen aufgerufen worden war, hoffte Redner Rene Grebenstein, damit Teil "der größten Demonstration in der Geschichte Deutschlands" zu werden. Damit aber sind die selbst gesteckten Ziele noch nicht erreicht: Das Projekt Farbenfroh und das Antiatomplenum wollen bis auf weiteres jeden Montag auf die Gefahren der Reaktoren aufmerksam machen und erst ruhen, wenn die letzte Anlage abgestellt ist. "In Deutschland, in Europa, in anderen Kontinenten." Nach Einschätzung der Antiatombewegung könnte Hildesheim sogar selbst von einem Störfall unmittelbar betroffen sein. In Fukushima betrage die Sperrzone 30 Kilometer, Hildesheim aber liege nur 32 Kilometer vom Kernkraftwerk Grohnde entfernt, einem der größten weltweit. "Wir leben hier mit der realen Gefahr einer atomaren Katastrophe", rief Tobias Fink ins Mikrophon. "Damit können wir nicht zur Tagesordnung übergehen." Gegen Erdbeben und Tsunami sei der Mensch machtlos, die Atomkatastrophe aber sei menschengemacht. "Dagegen müssen wir unsere Stimme erheben!" Die Reaktion aus der Menge kam prompt: "Abschalten! Abschalten!"

Unter den Demonstranten verteilten die Organisatoren immer zwei leuchtend gelbe Einladungskarten: "Hildesheimer Atomausstieg - montags 18 Uhr Huckup", stand darauf zu lesen. Eine Karte soll ans Wiederkommen erinnern, die Zweite einen Nachbarn zum Mitgehen animieren. Und damit es nicht langweilig wird, soll es bei der Montagsdemo künftig auch Musik geben; den Anfang machten die Musiker vom "Schwarzen Hahn". Greenpeace sammelte in einem Kondolenzbuch Unterschriften für die Opfer in Japan – dieses Buch und die von 95 anderen Ortsgruppen soll am Wochenende der Japanischen Botschaft in Berlin übergeben werden. Freitagnachmittag liegt das Buch noch einmal an einem Stand in der Fußgängerzone aus. Nächsten Montag aber hoffen die Veranstalter auf dann mehr als 1000, die nicht schweigen wollen.

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