Kerzen scheinen für Opfer in Japan

Nach den dramatischen Ereignissen vom Wochenende hatten das Antiatomplenum Hildesheim und das Projekt "Farbenfroh" gestern Abend kurzfristig zu einer Mahnwache am Huckup aufgerufen.

15.03.11 –

350 Demonstranten fordern den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie / Friedlicher Protestzug durch die Stadt

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 15.03.11) Hildesheim. Eine Schweigeminute lang standen die Demonstranten stumm und mit gesenktem Haupt im Verkehrslärm der Schuhstraße, um dem unermesslichen Leid der Menschen in Japan zu gedenken. Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch und dann auch noch eine Atomkatastrophe bislang unkalkulierbaren Ausmaßes: "In Gedanken sind wir bei Euch!", hatte jemand um die rote Sonne Japans auf ein Transparent geschrieben, andere stellten wortlos Teelichte dazu.

Nach den dramatischen Ereignissen vom Wochenende hatten das Antiatomplenum Hildesheim und das Projekt "Farbenfroh" gestern Abend kurzfristig zu einer Mahnwache am Huckup aufgerufen. Ebenso kurzfristig solidarisierten sich auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und Verdi mit der Protestaktion. Nach Schätzungen der Polizei kamen etwa 350 Menschen, darunter einige Kinder und Jugendliche, um den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland zu fordern. "Es gibt keine absolute Sicherheit. Jede Technik hat Schwachstellen. Mit Versagen nicht zu rechnen, ist verantwortungslos und unmenschlich", zitierte Andreas Neumann einen Text der verstorbenen Schriftstellerin und Friedensaktivistin Inge Aicher-Scholl. "Bundesregierung und Atomwirtschaft setzen auf technische Wunderwerke", sagte Neumann und stellte dem einige der zahlreichen Reaktorunfälle überall auf der Welt gegenüber: Massive Störfälle gab es etwa 1957 im russischen Majak, 1979 im amerikanischen Harrisburg, 1986 in Tschernobyl in der Ukraine – und jetzt im japanischen Fukushima. Mindestens.

Mit dem Ruf "Abschalten! Abschalten!" marschierten die Kritiker als Demonstrationszug friedlich durch die Fußgängerzone zum Hauptbahnhof. Wie in den 70er, 80er, 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bestimmten plötzlich wieder die fast schon vergessenen gelbgrundigen Logos mit den lachenden roten Anti-Atomkraft-Sonnen das Bild. "Dass ich in meinem Alter noch mal zu einer Demonstration gehe, hätte ich nicht gedacht", meldete sich eine Frau, die nach eigenem Bekunden bereits Großmutter ist, mit tiefer Empörung zu Wort. "Warum muss eigentlich immer erst etwas passieren, ehe die da oben reagieren?!"

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