Solar-Boom soll auch Arbeitslosen helfen

Das Jobcenter Hildesheim will den Aufschwung nutzen und mehr junge Arbeitslose ins Berufsleben bringen als zunächst geplant - und dafür auf lokale Entwicklungen reagieren.

16.04.11 –

Wegen Photovoltaik und Arneken-Galerie: Jobcenter setzt auf mehr Fortbildung vor allem in Technik und Verkauf

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 16.04.11) Kreis Hildesheim. Das Jobcenter Hildesheim will den Aufschwung nutzen und mehr junge Arbeitslose ins Berufsleben bringen als zunächst geplant - und dafür auf lokale Entwicklungen reagieren. "Vor allem im Bereich der Solarenergie sowie im Verkauf sehen wir Potenzial", erklärte Geschäftsführerin Sabine Fricke gestern nach einem zweistündigen Gespräch mit Vertretern verschiedener Bildungsträger.

Was sie erwartet: Der Boom auf dem Photovoltaik-Markt weckt den Bedarf nach zusätzlichen Arbeitsplätzen in dieser Branche, auch vor Ort. Zum Zweiten rechnet sie mit zusätzlichen Jobs für Verkäufer durch den Bau der Arneken-Galerie im Hildesheimer Stadtzentrum. "In diesen Bereichen wollen wir Schwerpunkte bei der Fortbildung und Qualifizierung von Menschen setzen, die derzeit Arbeitslosengeld II bekommen." So könnten sich arbeitslose Handwerker, besonders Elektriker, durch Seminare und Kurse in Richtung Solartechnik spezialisieren und so ihre Chancen auf eine Rückkehr ins Berufsleben verbessern.

Zuvor hatte das Jobcenter eine Detail- Analyse des Arbeitsmarktes in Stadt und Landkreis erstellt und dabei Branchen herausgefiltert, die künftig stärkeren Bedarf an Arbeitskräften haben könnten. "Warum sollen in erster Linie Leute von außerhalb hierherkommen, wenn es auch möglich ist, durch Qualifizierung hier wohnender Arbeitsloser die Stellen zu besetzen?", fragte Fricke.

Für diesen Ansatz gab es in der Runde viel Lob: "Die Analyse ist nachhaltig und hat eine neue Qualität", lobte Jürgen Garms, Geschäftsführer der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen.

Das Lob bezog sich allerdings auch auf eine Überraschung, die das Jobcenter aus dem Hut zauberte: Der Etat für Qualifizierungs- Maßnahmen steigt um knapp 500000 Euro. "Zum einen hat der Bund bisher zurückgehaltenes Geld freigegeben, das er zunächst für das Bildungs- und Teilhabepaket reserviert hatte", berichtete Fricke. Zum anderen habe die Hildesheimer Behörde im ersten Quartal nicht alle zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt ("Wir wollten uns in einigen Bereichen erst einen Überblick verschaffen"). "Und schließlich haben wir auch für Verwaltung weniger ausgegeben als veranschlagt", betonte sie.

Auch das sorgte für Freude bei Handwerks- Vertreter Garms: "Dass hier aufgestockt wird, ist wirklich eine positive Überraschung." Und Dr. Margot Pehle, Leiterin des Service-Centers der Dekra, sekundierte: "Wir sind ja von Celle bis Bad Hersfeld aktiv. Überall werden Fortbildungs-Etats gekürzt oder sogar ganz gestrichen, und in Hildesheim wird draufgesattelt - das ist stark." Sie warb zugleich für ein Berufsbild mit mäßigem Image, das sich massiv gewandelt habe: "Den einfachen Trucker gibt es nicht mehr, die haben Hightech in der Kabine." Für diesen Job gebe es immer Bedarf.

Volkshochschul-Chef Hartwig Kemmerer lobte die Gespräche, mahnte aber: "Wir müssen den Menschen auch helfen, überhaupt persönlich fit für den ersten Arbeitsmarkt zu werden." Gleichwohl zeigte er sich optimistisch und rückte neben Photovoltaik und Arneken-Galerie einen weiteren aktuellen Aspekt ins Blickfeld: "Wenn Bosch und Daimler hier eine neue Fabrik bauen, ist das ein Indiz, dass sie in dieser Region kompetente Fachkräfte vermuten – und es bedeutet auf jeden Fall, dass dort Arbeitskräfte gebraucht werden. Auch das sollten wir im Blick behalten."

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