"Warum geht das nicht bei uns?"

Im Kreis mühen sich Gemeinden vergebens um Kfz-Servicestellen/ Von Region zu Region Kontraste Was schon lange in Pattensen und jetzt auch in Baddeckenstedt möglich ist, geht nach wie vor nicht im Landkreis: Mit Ausnahme von Alfeld können Autos nur in Hildesheim zugelassen werden. Und das soll sich vorerst nicht ändern.

07.04.11 –

Im Kreis mühen sich Gemeinden vergebens um Kfz-Servicestellen/ Von Region zu Region Kontraste

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 07.04.11) Kreis Hildesheim/Baddeckenstedt. Was schon lange in Pattensen und jetzt auch in Baddeckenstedt möglich ist, geht nach wie vor nicht im Landkreis: Mit Ausnahme von Alfeld können Autos nur in Hildesheim zugelassen werden. Und das soll sich vorerst nicht ändern. Zum Ärger der Autofahrer in der Region.

Söhlde, Holle, Sarstedt, Schellerten – seit Jahren mühen sich die Bürgermeister dieser Kommunen, den Landkreis umzustimmen. Sie wollen Autofahrern endlich kurze Wege bieten. "Im Umland ist das möglich, warum geht das nicht bei uns?", zeigt sich Söhldes Verwaltungschef Rainer Bender verständnislos. "Wir stehen als Gemeinde Gewehr bei Fuß, könnten solch ein Projekt umsetzen." Technisch sei dies kein Problem. "Wir sind weiter sehr daran interessiert, den Service anzubieten", sagt Bender, dem es um Bürgernähe geht: buchstäblich.

"Auch wir sind bereit", betont Schellertens Bürgermeister Axel Witte. Die elektronische Datenverarbeitung stehe zur Verfügung und biete die Voraussetzungen für solch eine Servicestelle. Witte will, dass Autofahrer keine zermürbenden Extratouren drehen müssen, nur um ihren Wagen zuzulassen oder abzumelden. "Wir sind als Gemeinde viel näher dran", argumentiert der Rathauschef.

Das beeindruckt den Landkreis offenbar wenig, er führt neben finanziellen vor allem rechtliche Bedenken ins Feld. Für die Verwaltung zählt die "Allgemeine Vorbehaltsverordnung", die Bedingungen für Kfz-Zulassungstellen diktiert. "Voraussetzung ist eine große selbstständige Stadt oder Gemeinde mit mindestens 30 000 Einwohnern und einem Kfz-Bestand von wenigstens 10 000 Fahrzeugen." Punkt. Damit scheint die aktuelle Situation für den Kreis in Stein gemeißelt.

Ganz anders die Lage in Baddeckenstedt. Dort hat sich der Landkreis Wolfenbüttel mit der Samtgemeinde auf ein Projekt geeinigt. Anderthalb Jahre lang wird ausprobiert, ob sich eine Zulassungs- Außenstelle des Landkreises Wolfenbüttel in Baddeckenstedt lohnt. Das heißt: Ab morgen können Auto- oder Motorradfahrer ihre Vehikel an- und abmelden und auch Kurzzeit- oder Wunschkennzeichen beantragen. Wenn pro Jahr 1400 Privatleute oder Unternehmen ihre Fahrzeuge in Baddeckenstedt registrieren lassen, hat die Servicestelle eine Zukunft. Im Amt Wolfenbüttel werden bislang 2800 Fahrzeuge im Jahr zugelassen oder ausrangiert.

Für seine neue Außenstelle schuf der Landkreis in den vergangenen Monaten Voraussetzungen. Ein Kreis-Datennetz hilft, die behördlichen Vorgänge rund ums Auto zügig abzuwickeln. "Wir nehmen es Ernst mit diesem Projekt", betont Landrat Jörg Röhmann. Ziel sei, den Menschen aus der Samtgemeinde Baddeckenstedtdauerhaft entgegenzukommen. Anfahrt und Anmeldung in Wolfenbüttel, kostet bislang vielen enorme Zeit, besonders dann, wenn sie auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Da kann eine Tour von Baddeckenstedt nach Wolfenbüttel und zurück mehrere Stunden dauern – und das nur für einen Ämtergang. "Das ist schon extrem", meint Baddeckenstedts Bürgermeister Jens Range.

Deshalb wartet ab morgen ein Mitarbeiter des Landkreises auf Kunden. "In einem Aufwasch" kann man auch ein Nummernschild mitnehmen. In unmittelbarer Nähe der Baddeckenstedter Verwaltungsstelle steht schon ein Container einer Firma, die für den Schilderdienst sorgt. Zahlungen an das Straßenverkehrsamt sollen auch mit der EC-Karte möglich sein.

Das Baddeckenstedter Projekt könnte für manche Regionen beispielhaft sein. Davon geht auch Landrat Röhmann aus. "Jetzt wird in anderen Orten mit Argusaugen beobachtet, wie es hier läuft."

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