forsa-Umfrage: Das liebe Geld - Finanznot plagt Hildesheimer

Es war schon ein bisschen sonderbar. Da diskutieren die Hildesheimer Politiker vor den Sommerferien wochenlang über den richtigen Weg, wie sie bloß 39 Millionen Euro zusammensparen können, damit die Stadt zur Belohnung am Ende vielleicht 140 Millionen Euro weniger Schulden hat. Doch fast immer herrscht auf den Zuschauerbänken bei den Sitzungen gähnende Leere. Sollte den Hildesheimern vielleicht gar nicht klar sein, wie schlimm es um ihre Stadt steht?

27.08.11 –

Jeder Dritte sieht in der schwierigen Lage der Stadt ein großes Problem / Baustellen nerven / Und ewig stört das Schlagloch

(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 27.08.11) Hildesheim. Es war schon ein bisschen sonderbar. Da diskutieren die Hildesheimer Politiker vor den Sommerferien wochenlang über den richtigen Weg, wie sie bloß 39 Millionen Euro zusammensparen können, damit die Stadt zur Belohnung am Ende vielleicht 140 Millionen Euro weniger Schulden hat. Doch fast immer herrscht auf den Zuschauerbänken bei den Sitzungen gähnende Leere. Sollte den Hildesheimern vielleicht gar nicht klar sein, wie schlimm es um ihre Stadt steht?

Ein Trugschluss. Denn viele Bürger wissen offenbar ganz genau, wie klamm das Rathaus ist: Fast genau ein Drittel der Menschen hält die Finanzlage der Stadt für das gravierendste Hildesheimer Problem, wie die zweiteHAZ/forsa-Umfrage jetzt ans Tageslicht gebracht hat. Im Frühjahr hatten die Berliner Meinungsforscher die Bürger schon einmal nach den größten Schwierigkeiten gefragt, bereits damals hatte fast ein Viertel die Geldnot der Kommune genannt. Inzwischen bereitet die miese finanzielle Lage noch mehr Menschen Kopfzerbrechen: Mit 33 Prozent ist dieses Thema der absolute Spitzenreiter der Hildesheimer Sorgen- Liste.

Auf dem zweiten Platz folgt eine Kategorie, die bei der ersten HAZ/forsa-Umfrage im Mai noch fast keine Rolle spielte. Damals fühlte sich gerade mal jeder zwanzigste Bürger von Baustellen genervt – nun ist es mehr als jeder Vierte. Kein Wunder: Es dürfte in den vergangenen Jahren wohl kaum eine Phase gegeben haben, in der im Hildesheimer Stadtgebiet so viele Bagger unterwegs waren wie in den ersten Monaten 2011. Ob Mastbergbrücke, Pappelallee, Schützenwiese, Kardinal- Bertram-Straße, Kaiserstraße, Burgstraße, Domhof und und und: Irgendwo ging es für Autofahrer immer wieder schleppend oder auch mal gar nicht mehr voran. Selbst in der Fußgängerzone hatten Baumaschinen wochenlang Vorfahrt, weil die EVI dort ihre Fernwärmerohre in die Erde gebracht hat. Doch die Hildesheimer finden generell, dass in Sachen Verkehr einiges im Argen liegt. 15 Prozent haben gegenüber den forsa-Interviewern über einen Mangel an Parkplätzen geklagt, immerhin 14 Prozent ihrem Ärger über den Zustand der Straßen Luft gemacht – beide Werte entsprechen den Resultaten der ersten Frage-Runde. Mit Bussen und Bahnen sind die Bürger zufriedener als noch im Mai, nur fünf Prozent sehen hier ein großes Problem – nur halb so viele wie im Frühjahr. Woran’s liegt? Vielleicht hat der Stadtverkehr damit gepunktet, seine Flotte abends wieder durchgängig im Halbstunden- Takt fahren zu lassen.

Auch bei den übrigen Sorgen sind die Werte leicht zurückgegangen: Verödung der Innenstadt, Bahnhof, Arneken-Galerie – nur eine Handvoll Hildesheimer empfinden sie als Schwierigkeiten. Das gilt ebenso für Themen wie Dreck (der gleichauf mit Arbeitslosigkeit liegt), den Mangel an kulturellen Angeboten und die Stadtplanung. Die Stichwörter "Kriminalität" und "Ausländer" spielen gar keine Rolle.

Ist also vieles gut in der Stadt und vor allem besser als noch im Frühjahr? Diesen Schluss lässt die forsa-Umfrage nun gerade nicht zu – ganz im Gegenteil. Denn damals erklärte jeder fünfte Hildesheimer (20 Prozent) den Meinungsforschern, er sehe überhaupt keine Probleme. Dies diktierten in der zweiten Runde nur noch 13 Prozent den Interviewern in den Block – das ist lediglich etwa jeder Achte.

Und was ist aus dem Unmut über die Politiker und die Parteien geworden? Den hatten im Mai 13 Prozent geäußert, das Thema lag damit im Mittelfeld der Problem- Liste. Dort steht es mit nunmehr 12 Prozent immer noch.

Das könnte sich allerdings ändern, wenn sich erst einmal zu jedem Bürger herumgesprochen hat, wo die Stadt überall den Rotstift ansetzen und mehr Steuern einnehmen will: 36 Prozent der Hildesheimer wissen nämlich gar nicht, wie die Stadt die 39 Millionen Euro genau zusammenkratzen will. Vielleicht hätten doch mehr Bürger in die Sitzungen gehen sollen...

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