forsa-Umfrage: Mehr zahlen? Nein - aber helfen wollen einige

Höhere Eintrittsgelder zum Wohl der Stadt finden nur wenige Bürger gut / Drittel kann sich ehrenamtliche Arbeit vorstellen

29.08.11 –

Höhere Eintrittsgelder zum Wohl der Stadt finden nur wenige Bürger gut / Drittel kann sich ehrenamtliche Arbeit vorstellen

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 29.08.11) Hildesheim. Einen Bogen zwischen Hildesheim und John F. Kennedy zu schlagen, ist zugegeben nicht leicht. Was sollte den legendären US-Präsidenten mit einer kleinen niedersächsischen Großstadt verbinden? Doch da ist etwas: In seiner Antrittsrede 1961 versprach der Mann seinen Landsleuten keineswegs das Blaue vom Himmel, sondern gab ihnen das Gegenteil mit auf den Weg. So sollten die Amerikaner gefälligst nicht fragen, was ihr Land für sie tun werde. "Sondern fragt, was ihr für euer Land tun könnt."

Und so wehte in den vergangenen Monaten auch stets ein Hauch von Kennedy durch den Ratssaal, wenn mal wieder ein Politiker die Bürger wegen des Spardrucks auf harte Zeiten einstimmte. Und bei der Gelegenheit gleich an den Gemeinschaftssinn appellierte, die Karre zusammen aus dem Dreck zu ziehen. Doch sind die Hildesheimer wirklich bereit, den Gürtel zugunsten ihrer Stadt enger zu schnallen, für Vergnügen tiefer in die Tasche zu greifen oder die Ärmel hochzukrempeln? Nun – vor allem die finanzielle Bereitschaft hält sich stark in Grenzen, wie die neue forsa-Umfrage für die HAZ zeigt. Danach zucken 52 Prozent der Bürger mit den Achseln, wenn sie erklären sollen, wie sie einen persönlichen Beitrag zum Sparkurs leisten könnten. Eine Haltung, die sich quer durch alle Altersgruppen zieht. Je vier Prozent der Befragten – also jeder 25. Wahlberechtigte – wäre immerhin bereit, mehr Eintrittsgeld zu zahlen. Im Jo- Bad, im Theater, bei kulturellen Einrichtungen überhaupt. Fürs Roemer- und Pelizaeus- Museumwollen gerade zwei Prozent mehr Geld auf den Tisch legen. Das sind genauso viele (oder vielmehr wenige) Menschen, die mit Einschränkungen bei der Straßenbeleuchtung leben könnten.

Sechs Prozent der Hildesheimer sehen einen Ausweg aus der Misere in Eigenleistung und ehrenamtlicher Arbeit – zum Beispiel, indem sie selbst zum Besen greifen, um die Straße zu kehren. Oder zur Gartenschere, damit die öffentlichen Grünanlagen nicht außer Form geraten.

Aber wie ernst meinen die Bürger diese Vorschläge wirklich? Da liefern die forsa- Zahlen eine angenehme Überraschung: Deutlich mehr als ein Drittel (37 Prozent) kann sich – konkret danach befragt – durchaus ein Schuften in einem Ehrenamt vorstellen, damit die Stadt weniger Geld ausgeben muss. Ein Wille, der bei Frauen (41 Prozent) stärker ausgeprägt ist als bei Männern (32 Prozent). Bei den älteren Menschen über 60 – jenen mit der nötigen Freizeit – möchte indes nicht einmal jeder Dritte für die Allgemeinheit ehrenamtlich tätig werden. Besonders viele potentielle Freiwillige finden sich unter den Anhängern der Parteien. Die Nase vorn haben die Grünen, bei denen jeder zweite Sympathisant für die Stadt schwitzen würde. Bei jenen, die es mit der CDU halten, sind es 42 Prozent, bei den Freunden der Sozialdemokratie nur noch 38 Prozent. Gerade diese Zahlen werden dem Ruf Hildesheims als Stadt des Bürgersinns – sonst gäbe es schließlich keinen wieder aufgebauten Marktplatz – am Ende doch noch gerecht. Es könnte also sein, dass es noch einen Schatz in der Stadt zu heben gilt. Und das hätte sicher auch John F. Kennedy gefallen.

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